Früher, als noch keine Strasse die beide Dörfer Netstal und Rieden verband, war es nicht jedermanns Sache, nachts diesen Weg zu gehen. Musste einer dennoch nach dem Betenläuten das Nachbardorf aufsuchen, so versah er sich mit einem gehörigen Stock oder Prügel oder wohl auch mit einem geisterbannenden Spruch, denn er musste gewärtigen, dem "Lerchenbogg" zu begegnen. Das war ein gewaltiges, pechschwarzes Tier mit gedrehten Hörnern und zottigen Haaren. Seine Augen glühten wie feurige Kohlen, und aus den Nüstern schnaubte es einen stinkenden Dampf. Meist hielt sich der Bock hinter einem alleinstehenden Stalle auf, wo er die Holundersträucher "schändete“. Manchmal aber tauchte er urplötzlich aus dem Löntschtobel auf, stellte sich auf die Hinterbeine und verfolgte den erschreckten, einsamen Wanderer mit heiserem Gemecker bis zu den ersten bewohnten Häusern. Seltsam war, dass das gespenstige Ungeheuer nur einzeln daher schreitende Leute belästigte.
Nachdem die Strasse gebaut worden war, zeigte sich der Lerchenbock nicht mehr so häufig, und heutzutage sieht man ihn höchstens selten. Dies rührt wohl davon her, dass in der "Lerche“ viele Häuser gebaut wurden, so dass sich die beiden Dörfer einander auf Rufweite genähert haben.