Text von Pia Hegner-Keller
Das Titelbild vom Mettlensee im letzten Forum, aufgenommen an einem strahlenden Sommertag, weckt Kindheitserinnerungen an dieses kleine Paradies.
Über 70 Jahre sind es her, dass wir Kinder jedes Jahr als eine der ersten Frühlingswanderungen den Mettlensee aufsuchten. Zwischen dem Unternehmen Sauter Heizung, Lüftung und der ehemaligen Gärtnerei Stöckli beginnt der Altigerweg, der schnurgerade durch die Wiesen bis zur Altigerrunse führt. Kurz nach Drägg Sepps kleinem Gaden teilt sich der Weg; links erreicht man den Spazierweg entlang der Altigerrunse, rechts gelangt man vorbei an den Auffangbecken der Runse in eine fast verwunschen wirkende Wiese, aus der die hohen Felswände des Wiggis emporragen. Von hier aus erreicht man in ungefähr einer halben Stunde den idyllischen Mettlensee. Immer im März, wenn das Gras vom Vorjahr noch trocken auf den Wiesen lag, unternahmen wir diese Wanderung, weil uns zu dieser Zeit ein höchst eindrückliches Naturschauspiel erwartete. Der Mettlensee, ein kristallklares, kaum zwei Meter tiefes Gewässer wird von einem starken Quellbach gespiesen, der aus dem Fusse des Wiggis quillt und auch den Mülibach speist, der durch Näfels fliesst. Im südlichen Teil des Seeleins finden sich seichte, kaum einen halben Meter tiefe Stellen, die von der schon kräftigen Märzsonne erwärmt werden. Dies war der ideale Laichplatz für Hunderte der zierlichen schiefergrauen Gelbbauchunken, mit den verblüffenden gelb gelbgefleckten Bäuchen. Von allen Seiten trafen Unken ein und sorgten für den Erhalt ihrer Art. Man hatte den Eindruck als würde das Wasser brodeln! Auf den Tümpeln schwammen kiloschwere Laichklumpen, aus denen sich nach einigen Tagen Kaulquappen (Rossnägel) entwickelten, die später zu winzigen «Fröschchen» wurden, welche sich nach und nach in den umliegenden Wiesen zerstreuten.
Als ich vor ca. 40 Jahren zur Laichzeit den Mettlensee aufsuchte, schien mir das Seelein irgendwie verändert. Als ich mich den südlichen seichten Stellen näherte, wusste ich was geschehen war: Man hatte das Ufer erhöht! Nun floss das eiskalte Wasser über die ehemals sonnenwarmen Tümpel und wurde von einem künstlichen Bächlein aufgefangen, das sich nach ein paar Metern in den Mühlbach ergoss. Damit war dieser weit und breit einzige Laichplatz, der wahrscheinlich schon Hunderte von Jahren bestand, für die Unken verloren, umso mehr als Amphibien zur Fortpflanzung immer ihre Geburtsgewässer aufsuchen (Froschwanderungen im Frühjahr). Die alarmierte KARCH, das Amt für Amphibienschutz nahm wohl einen Augenschein vor, teilten mir jedoch mit, dass sie nichts unternehmen könnten. Wo in ein Naturgeschehen eingegriffen wird, bleibt immer jemand auf der Strecke – diesmal waren es die selten gewordenen Gelbbauchunken!
Pia Hegner-Keller
Mettlensee: Ansicht gegen Süden