von Jakob Kubli
Netstal hat viele öffentliche Brunnen, die dem Dorf ein besonderes Gepräge geben. Sie haben zwar nicht mehr die Bedeutung wie im 18. und 19. Jahrhundert. Damals trugen "laufende Brunnen“ wesentlich zur Hebung der Lebensqualität der Bevölkerung bei. Die Erstellung und der Unterhalt der Brunnen waren Sache der einzelnen Brunnen-Genossenschaften. Sobald ein Weiler genügend Häuser aufwies, taten sich deren Besitzer zusammen. Sie wählten einen Brunnenvogt, erstellten einen Trog und schlossen ihn an die Wasserleitung des Tagwens an. Bereits im Jahre 1620 konnte der Weiler Leuzingen den ersten "laufenden Brunnen" in Betrieb nehmen.
Anfänglich bestanden die Brunnentröge aus ausgehöhlten Lärchenstämmen. Infolge von akutemHolzmangel beschloss der Tagwen 1761, den Dorfgenossen keine Stämme mehr zur Verfügung zu stellen. Fortan wurden geeignete Steinblöcke vom Buchwald oder vom Löntschtobel an Ort und Stelle bearbeitet und von den Gemeindegenossen im Winter ins Dorf geschleift. Die meisten der markanten alten Brunnen hat Steinmetzmeister Salomon Simmen von Glarus geschaffen.
Im Jahre 1815 gab es in Netstal sechs Brunnengenossenschaften, die unter Tagwensschutz standen: Durschenbrunnen, Löntschenbrunnen (beim Jägerstübli), Herrenbrunnen (beim Café Wiggis), Mittelbrunnen (bei der alten Post), Mettlenbrunnen (südwestlich des Schwertblockes), Bühlbrunnen (beim Kloster)
1851 wurden die Brunnengenossenschaften aufgehoben, da das Brunnenwesen an den Tagwen überging. Fortan übernahm an Stelle der mächtigen Brunnenvögte der Tagwenvogt die Aufsicht.