Bei den Weber handelt es sich um ein alteingesessenes Geschlecht, das jedoch erst im 19. Jahrhundert in Politik und Wirtschaft eine Bedeutung erlangt hat. Man kann die Träger dieses Namens nicht auf einen gemeinsamen Stamm zurückführen, sondern sie waren besonders im Mittelalter in verschiedenen Gemeinden beheimatet. Der Stammort der heutigen Weber soll Mollis gewesen sein. Nach bisherigen Literaturangaben sollen diese sich zuerst Wüest genannt haben. In einem vor der Reformation verfassten Jahrbuch von Mollis findet sich eine Eintragung, dass ein „Ruedi Wuesten den man nempt Weber“ eine Jahrzeit gestiftet habe. Da aber im 16. und 17. Jahrhundert Wüest und Weber nebeneinander vorkommen, und damals derartige Namensergänzungen ohne bleibende Folgen recht häufig vorkamen, scheint der Zusammenhang mit den Wüest eher fraglich. Dagegen scheint es eindeutig zu sein, dass auf den im Jahre 1646 verstorbenen Fähnrich Rudolf ab Beglingen, der von drei Frauen 30 Kinder besass, nicht nur die heutigen Weber zurückgehen, sondern dass der Genannte auch der Stammvater der heute weitverbreiteten Netstaler Linie sowie der noch blühenden Biltener und der ausgestorbenen Kerenzer Linie ist.
Die Netstaler Weber stammen vom Sohn Fridli des obgenannten Stammvaters Rudolf ab. Fridli kaufte im Jahre 1615 das Tagwenrecht für sich um 60 und für einen Sohn um 10 Gulden, während für einen zweiten Sohn pro Tagwenmann eine 15 Schilling wertige Zeche zu bezahlen war. Die Zahl der Nachkommen vergrösserte sich rasch, so dass die evangelischen Weber erheblich zu der ab Mitte des Jahrhunderts feststellbaren Änderungen der konfessionellen Mehrheitsverhältnisse in Netstal beitrugen. Seit rund siebzig Jahren stellen sie hier das grösste Bürgergeschlecht. In den letzten 300 Jahren bekleideten sie immer auch zahlreiche Gemeindeämter (acht Tagwenvögte und einige Gemeindepräsidenten). Im Übrigen haben sich die Netstaler Weber vor allem als Handelsherren und Fabrikanten einen Namen gemacht. Um 1680 errichtete Heinrich (1654 -1722) im Zaun eine Papiermühle, der von einem Sohn Fridolin (1695 – 1754) weitere Gewerbe angegliedert wurden und die dann durch Schwiegersohn Ludwig Zweifel (1724 – 1 771) an die Familie des Letztgenannten überging. Felix (1661 -1719) gründete unter der Firma Weber, Aebli & Co. die sogenannte Holländersammlung, durch die nicht nur Schiffsladungen mit Holz aus dem Glarnerland, sondern auch von der Innerschweiz rheinabwärts transportiert wurden. Leonhard (1766 -1813) eröffnete den Handel mit Russland und wurde zum Wegbereiter der grossen Auswanderung aus Netstal ins Zarenreich. Michael (1777 – 1839) baute im Jahr 1814 die erste russische Zeugdruck-Fabrik sowie eine Papierfabrik bei Moskau. Gemeindepräsident Kaspar (1810 – 1888) führte im Zaun zusammen mit seinem Bruder Felix (1818 – 1904), der später in Aarburg eine Spinnerei und Weberei errichtete, die sogenannte Rabenfabrik (Druckerei), in der man ab 1678 synthetische Farben verwendete. Die Firma unterhielt Niederlassungen in Beirut, Aleppo, Kairo und Bukarest, wo sich auch Nachkommen niederliessen, zu denen beispielsweise Ratsschreiber und Bundes-Vizekanzler Felix (1903 – 1982) gehörte. Unter den Netstaler Weber sind weiter zu erwähnen der Zeichner und Maler Johannes (1846 - 1912), der vor allem in Zürich wirkenden Musikdirektor und Organist Gabriel (1852 – 1918) und der in Bern tätige Dr. Phil Kaspar (1893 – 1952), der als Chefredaktor der Mittelpresse, damals Schweizerische Politische Korrespondenz (spk), bekannt wurde. Die Schweizerische Politische Korrespondenz war von 1917 bis 1993 neben der Schweizerischen Depeschenagentur die zweite nationale Nachrichtenagentur der Schweiz. Last not but not least wollen wir unseren verdienten ehemaligen Gemeindeverwalter, Gemeindepräsidenten, Landammann und Regierungsrat Fritz Weber-Worni nicht vergessen. Seine grossen Verdienste für die Gemeinde, Land und Volk sind bekannt und verdienen grössten Dank, Respekt und Anerkennung. Stiftungsrats-Mitglied Kurt Meyer hat ihm auf unserer Homepage www.pronetstal.ch unter der Rubrik „Prominente Netstaler“ eine ganze Seite gewidmet.
Quellenangabe: Auszüge aus dem Buch „50 alte Glarner Familien“, Forschungsarbeit von Dr. h.c. Fritz Stucki, ehemaliger Ständerat, Landammann und Regierungsrat aus Netstal. Die Familie Stucki und Sohn Dr. iur. Hans Rudolf Stucki haben uns freundlicherweise die Publizierung dieser Auszüge gestattet.