Netstaler Geschlechter:

Die Netstaler sind ausgestorben

Von Hans Speck

Das Wappen der Netstaler wies nur einen Stern auf.
Das Wappen der Netstaler wies nur einen Stern auf.

Das wohl älteste, nachweisbare Geschlecht im Dorf sind die Netstaler. Ob der Dorfname Netstal mit diesem Geschlechtsnamen zu tun hat, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass das Gemeindewappen von Netstal seinen Ursprung im Wappen der Familie Netstaler hat. Es besteht ein einziger Unterschied zwischen dem Gemeindewappen und dem Wappen des Geschlechts der Netstaler. Das Netstaler Wappen hat im Gegensatz zum Familienwappen der Netstaler, welches nur einen Stern führt, drei Sterne. Die drei Sterne versinnbildlichen die drei Weiler Leuzingen, Löntschen und Netstal. Am hellsten beschienen ist im 15. Jahrhundert das Geschlecht der „Netstaler“ nicht zuletzt deshalb, weil ihm der Chronist Aegidius Tschudi, der mütterlicherseits von diesem Geschlecht abstammte, sein besonderes Interesse zuwandte.

 

Die Netstaler waren angesehene Leute

 

Das Geschlecht Netstaler wurde erstmals im Jahre 1289 erwähnt, als „her Ulrich von Netstal“ Bürge in einem Schuldbrief der Landleute von Glarus war. Einen nächsten Netstaler finden wir unter dem Namen Wilhelm Netstaler. Wilhelm gehörte im Jahre 1372 zu den zwölf Richtern des Tals. Nach Aegidius Tschudi galt Landammann Matthias als reichster Eidgenosse seiner Zeit. Sein Sohn Rudolf, Ratsherr, Tagsatzungsbote und 1439 Landvogt in Baden, fiel 1444 bei St. Jakob an der Birs. Ratsherr Konrad vermittelte 1453 zwischen den Grafen von Werdenberg und süddeutschen Reichsstädten. Peter kämpfte 1468 bei Mülhausen. Die Netstaler waren mit namhaften Familien wie den Mülner, Reding, Tschudi, von Silenen und von Moos verschwägert. In Zürich gehörten sie im 14. und 15. Jahrhundert dem Rat an. Soweit ein kurzer Überblick im Zeitraffer über das Geschlecht Netstaler. Doch wollen wir uns noch etwas detaillierter mit Persönlichkeiten aus diesem Geschlecht befassen:

 

Wilhelm Netstaler

Ein erstes Mal begegnen wir einem in Netstal geborenen Wilhelm Netstaler. Er war verheiratet mit der Tochter des Ritters Gottfried (Götz) Mülner von Zürich. Aus dieser Ehe stammten die Kinder Mathias (geb. 1380 – ???); verheiratet mit Elisabeth von Moos, Tochter des Luzerner Schultheissen Heinrich von Moos); Katharina (1386 – 1427), verheiratet mit Heinrich Tschudi) und Rudolf Netstaler, der spätere Landvogt und Vater des Landammanns

 

Rudolf Netstaler (Landvogt)

Als eigentlicher Stammvater aller Netstaler gilt der Landvogt Rudolf Netstaler. Ihm begegnen wir in Zürich, wo er in den Jahren 1384 – 1407 und 1425 im Rate sass. Er war verheiratet mit einer Ursula Steinhauser. Die Kinder hiessen Rudolf, Diethelm und Agnes.

 

Rudolf Netstaler (Landammann)

Rudolf hiess der erstgeborene Sohn von Stammvater Landvogt Rudolf Netstaler. Seine Frau Margaretha war eine Tochter des berühmten Landammanns Jost Reding von Schwyz. Sie soll ihm sechs Söhne und vier Töchter namens Werner, Ulrich, Hans, Rudolf, Fridli und Konrad sowie Margaretha, Agnes, Barbara und Agathe geboren haben. Rudolf war 1434 Ratsherr, 1437 Glarner Gesandter nach Luzern und 1439 Landvogt zu Baden. Im Jahre 1442 sass er in der Tagsatzung zu Baden, zwei Jahre später fiel er bei der Schlacht von St. Jakob an der Birs.

 

Diethelm Netstaler (Bruder vom Landammann)

Am 12. Juni 1407 erreichten die Söhne Rudolf und Diethelm an der „Schipfe“ in Zürich sowie der mit Agnes Netstaler verheiratete Tochtermann Hans Hagnauer, dass der Rat dem Ratsherrn Johann Hert befahl, die von ihrer Grossmutter selig hinterlegten Briefe herauszugeben. Diethelm Netstaler hatte sechs Kinder namens Ulrich, Hans, Felix, Elsbeth, Adelheid und Afra.

 

Konrad Netstaler

Ratsherr Konrad vermittelte 1453 als Ratsherr von Glarus einen Streit der Grafen von Werdenberg und Sargans mit süddeutschen Reichsstädten. Er hatte fünf Kinder. Sein Sohn Mathias wurde 1463 von der Äbtissin von Säckingen dem Bischof von Konstanz als Leutpriester an die Pfarrkirche in Glarus vorgeschlagen. Konrad begegnet uns samt seinen Schwestern Elisabeth und Verena im sogenannten Silenenbrief; ebenso Heinrich und Peter. Dieser wohnte laut Überlieferung im „Grosshaus“ und war einer der 40 Eidgenossen, welche 1468 auf dem „Ochsenfeld“ einen Kampf gegen 300 feindliche Reiter bestanden.

 

Verena Netstaler

Möglicherweise ist Verena Netstaler, die in den Jahren 1446 und 1460 als Äbtissin des Klosters Wurmsbach bei Rapperswil erscheint, eine Schwester des Landammanns, desgleichen die 1382 geborene Katharina Netstaler, die als Gattin des Richters und Ratsherrn Heinrich Tschudi zur Stamm-Mutter aller Tschudi von Schwanden wurde. Margaretha Netstaler, die Tochter des Landammanns, verheiratete sich an der Fasnacht 1448 mit dem späteren Landammann Johannes Tschudi von Glarus und Ennenda(1432 – 1519). Zu ihre Nachkommen gehören die Brüder Oberst Ludwig Tschudi (1495 – 1530) wohnhaft auf Gräplang bei Flums und der berühmte Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi (1505 – 1572), Landammannn und Landvogt auf Schloss Baden und Sargans.

 

Mathias Netstaler

Der bekannteste Vertreter des Geschlechtes war der im Jahre 1380 (geschätzt) geborene Landammann Mathias Netstaler, wohnhaft gewesen im „Kasino“ hinter dem Bühl in Netstal. Er war verheiratet mit Elisabeth von Moos (geb. 1410). Mathias hatte sechs Söhne und vier Töchter namens Werner, Ulrich, Hans, Rudolf, Fridli und Konrad, Margaretha, Agnes, Barbara und Agathe. Nach Aegidius Tschudi galt Landammann Matthias als reichster Eidgenosse seiner Zeit. Sein Sohn Rudolf, Ratsherr, Tagsatzungsbote und 1439 Landvogt in Baden, fiel 1444 bei der Schlacht bei St. Jakob an der Birs. Peter kämpfte 1468 bei Mülhausen.

Aegidius Tschudi berichtete über seinen Vorfahren: Der was der Zyt der richste Eidgenoss. Die Schlösser Liebenberg im Grüniger Ampt und Schlüpfen am Zürichsee waren beide sin. Er hett gross Gutt im Zürichbiet, in Glarus, in der March, im Gasteren und im Sarganserland. In Meilen besass er fünf eigene Häuser, ebenso in Herrliberg mehrere Güter oder Schupissen. Den ganzen Besitz Netstalers im Zürichbiet schätzte Aegidius Tschudi auf 15‘000 Goldgulden. Woher dieser ungewöhnliche Reichtum herrührte, lässt sich nicht mehr eruieren. Die auswärtigen Besitzungen sind jedenfalls zum grössten Teil durch Heirat und Erbschaft in die Familie gekommen; soll doch die Mutter des Landammanns eine Tochter des Ritters Gottfried (Götz) Mülner von Zürich gewesen sein, der 1360 – 1363 die österreichische Burg und Vogtei zu Glarus besessen habe. Mülner besass laut den Regesten der Abtei Einsiedeln jene Güter, die nachher an Netstaler übergingen. Ein beträchtliches Vermögen dürfte dem Landammann auch seine Frau Elisabeth, eine Tochter des Luzerner Schultheissen Heinrich von Moos, in die Ehe gebracht haben.

 

 

Die Netstaler sind ausgestorben

 

Das einst so reiche und mächtige Geschlecht der Netstaler erscheint im 16.Jahrhundert selten und später gar mehr. Als letzter wird im Jahr 1554 Melchior Netstaler genannt, als er den glarnerischen Rat um Schutz seiner «Briefe» gegen Ammann Balthasar von Schwyz bat. In seinem Brief schrieb er dem Ammann „Denn wennen er das sine wider ussen geben sollte, käme er und sine Kind zu Armuth“. Der Rat schrieb in diesem Sinne nach Schwyz.

 

Quellen  Geschichte der Gemeinde Netstal von Hans  und Paul Thürer / Ausgabe 1963