Nicht alle Michel waren Erzengel

Von Hans Speck

Familienwappen der Michel
Familienwappen der Michel

Der Familienname Michel ist ursprünglich ein französischer Name und ist eine Nebenform des Taufnamens Michael. Alteinheimisch sind Familien namens Michel in über 30 Gemeinden in der ganzen Deutschschweiz. Der biblische Vorname Michael ist hebräisch und bedeutet «Wer ist wie Gott?». Michael ist einer der Erzengel. Ob alle Michel immer Erzengel waren, wollen wir mal offen lassen. Michel war aber auch eine abwertende Bezeichnung für den einfachen, ungebildeten Deutschen, welche stellvertretend für die gesamte deutsche Bevölkerung stand.

 

 

Die ältesten Michel

Der älteste registrierte Michel hiess Hans und war seinerzeit ein bedeutender Ratsherr und Landvogt in Uznach. Im Jahre 1515 wurde er als Gesandter nach Schwyz delegiert, wo er für den Abt von St. Gallen gegen die Toggenburger klagte.

In Georg und Paul Thürers „Geschichte der Gemeinde Netstal“ wird im Jahre 1628 ein Lienhard Michel erwähnt. Dieser hatte vier Söhne namens Daniel (geb. 1605), Hans (geb. 1607), Kaspar (geb. 1618) und Lienhard (geb. 1625). Alle vier Söhne erwarben das Netstaler Tagwenrecht für 100 fl. in bar (fl. = 1 Glarner Gulden - Der Gulden wurde nicht geprägt, sondern nur als Rechnungswert verwendet.), während der Vater einen guten Zinsbrief als Unterpfand geben durfte. Diese Familie Michel-Bäbler kam von Elm und ist nicht verwandt mit den hier früher ansässigen Michel. Ihre Nachkommenschaft lässt sich nicht verfolgen, doch könnte ein Teil der heutigen Michel von ihnen abstammen, worauf der häufige Vorname Kaspar in diesem Geschlecht hindeutet.

 

Die Michel – ein bedeutendes Geschlecht

Das Geschlecht Michel war im 16. und bis ins 18 Jahrhundert von grosser Bedeutung. Verschiedene Namensträger zeichneten sich in der Politik und in der Kirche aus. Ein weiterer Ratsherr war der Kaspar. Dieser wurde im Jahre 1735 geboren und verstarb Im Alter von 73 Jahren im Jahre 1808. Kaspar übte im Jahre 1766 das Amt eines Ratsherrn aus. Im Jahre 1786 wurde er Schatzvogt und acht Jahre später, im Jahre 1794, katholischer Säckelmeister. Und da gab‘s noch einen Melchior (1767 - 1806). Dieser amtete im Jahr 1790 als katholischer Landschreiber.

 

Der Fall Rudolf Michel

Eher zweifelhaften Ruhm erhielt der Name Michel im Jahr 1836. Der Fall von Rudolf Michel bewegte damals die Bevölkerung bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus. Gemäss Anklageschrift wurde am 25. Oktober 1836 die Wirtin des Restaurants Löwen, Frau Ratsherrin Stauffacher, ermordet im Keller des Restaurants aufgefunden. Unter dringendem Verdacht stand der Schuster Rudolf Michel, Konfession katholisch und Vater von vier nicht mündigen Kindern. Nach hartnäckigem Leugnen legte dieser am 8. November 1836 überraschend ein umfassendes Geständnis ab. Ob dieses unter dem Einfluss von Folterungen geschah, blieb ungeklärt. Folterungen in massiver Art gehörten damals zur Tagesordnung! Am 21. November gleichen Jahres wurde Michel wegen Totschlages zum Tode durch das Schwert verurteilt. Die Exekution wurde am 24. November 1836 durch den Scharfrichter ausgeführt. Unter www.pronetstal.ch finden Sie in der Rubrik „Netstaler Geschichte“ alles über den Mord im Restaurant Löwen in Netstal, das anschliessende Urteil bis hin zur Hinrichtung. (Link)