Uf em Hosäbodä durabä!

Von Hans Speck

 

Sie steht seit 1989 in der Netstaler Badi und bietet vielen Badegästen aus nah und fern zusätzliches Badevergnügen. Die Rede ist von der Rutschbahn, die bis zum heutigen Tag Netstals Badegäste begeistert. Ich hatte damals sogar die Ehre, im legendären OK Komitee Pro Rutschbahn unter dem Präsidium von alt Gemeindepräsident Jürg Schlotterbeck als Pressebeauftragter aktiv mitzutun. Mit einer noch nie dagewesenen Sammelaktion konnte am 23. Juni 1989 gleichzeitig mit der Einweihung des sanierten und renovierten Freiliftschwimmbades Goldigen eine 62 Meter lange Rutschbahn in Betrieb genommen werden. «Ä gfreuti Sach», wie ich meine!

 

In diesem Zusammenhang blicke ich zurück in die Mitte der 60er-Jahre, als für uns Buben ebenfalls eine zwar nicht so attraktive, dafür umso längere Rutschbahn zur Verfügung stand. Allerdings wussten nur wir Buben davon. Doch dieses Geheimnis blieb unseren Eltern nicht lange vorenthalten. Einige Spaziergänger hatten unser Tun und Handeln bei der Altigerrunse aus der Ferne sogar mit Feldstechern mitverfolgt. Sie meldeten ihre Beobachtungen besorgt unseren Eltern. Vater und Mutter sowie die Eltern meiner Kollegen waren natürlich von unserer Spielkultur alles andere als begeistert und erliessen in Folge ein sofortiges Verbot. Dieses verbot uns, je wieder einmal zu den zwei Bächen in der Wiggis-Wand hochzusteigen und über das langgezogene Wiesenfeld hinunterzurutschen, auf welchem in früheren Jahren Netstaler Bauern das Wildheu eingeholt und in Netze zu grossen Heuballen verpackt hatten mit denen auf dem Rücken sie ins Tal hinabstiegen.

 

Der Hang auf der linken Seite der Altigerrunse, der uns als Rutschbahn diente und auf dem wir jeweils auf dem Hosenboden mit grosser Geschwindigkeit ins Tal hinunterrutschten, erstreckt sich von der Höhe, wo die von Felsen getrennten Bäche sich wieder zu einer Runse finden und vor allem nach heftigen Gewittern schäumend und tosend ins Tal stürzen, hinunter bis auf den Hügel, wo im Winter die gewaltigen Staublawinen aufprallen und in einer breiten Wolke aus Schneestaub durch das Dorf Netstal brausen. Am meisten zu schaffen gab uns jeweils der Aufstieg zu den beiden Bächen, den wir Jungs auf dem Hügel auf der linken Seite der Runse beginnend, über zwei kleinere Felsköpfe kletternd, durch hohes Gras emporklimmend, schwitzend und nach Atem ringend, nach einer halben Stunde problemlos erreichten.

 

Eine der rasenden Fahrten auf dem Hosenboden ist mir schmerzhaft in Erinnerung geblieben. Dabei ging bei mir tatsächlich buchstäblich etwas in die Hosen. Nicht nur die Abfahrt von hoch oben bei den Bächen bis hinunter zum Altiger-Büchel war rasend, sondern auch der Schmerz, der mich auf halber Höhe durchzuckte. Ich sah das «Feuer von Holland» plastisch vor meinen Augen! Einen grösseren Stein mit Spitze nach oben hatte ich im hochstehenden Gras übersehen und genau dieser Stein brachte es fertig, mein Steissbein anzureissen. Trotz unerträglichen Schmerzen konnte ich bis zum Altiger Büchel hinunterzusteigen. Dort setzte mich dann der «Chilchägüetler», der von meinen Kollegen alarmiert worden war, in eine Schubkarre und fuhr mich bis zum Schulhaus. Von dort begleiteten mich meine Kumpels in die Praxis von Doktor Jaumann. Ich höre noch heute seine Standpauke: Ob wir denn verrückt seien, solchen Seich zu machen. Recht hatte er, aber wie heisst doch eine alte Lebensweisheit im Glarner Dialekt: «Uuchruut verdirbt nüd!»