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Der Konsum-Verein und das Fresko
Von Hans Speck
Die älteren Netstaler Semester erinnern sich bestimmt noch an den Konsum in Netstal. Vielleicht etwas weniger erinnert man sich an das pittoreske Wand-Fresko des bekannten Schweizer Malers Karl
Pflüger aus Basel. Dieses Bild entstand in den Kriegsjahren 1942/1943 im Zusammenhang mit dem Umbau des Konsums. Es zierte die Südseite des vis-à-vis der alten Post stehenden Gebäudes und
war als Ehrung der Pioniere gedacht. Das wunderschöne Fresko sollte zugleich der Jugend die Idee der Heimat, die Eidgenossenschaft, die Quelle unseres Staates versinnbildlichen. Nach der
Handänderung wurde der "alte Konsum“, der spätere COOP-Laden renoviert. Das Bild liess der Gebäudeinhaber leider im Jahre 2000 in Unkenntnis des unschätzbaren Wertes dieses Gemäldes
übermalen.
Der Konsum-Verein Netstal
Mit der aufkommenden Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderten sich die Konsumgewohnheiten radikal. Die lohnab-hängigen Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter verfügten über keine Möglichkeiten der Selbstversorgung. In vielen Ländern Europas entstanden deshalb Konsumgenossenschaften, sogenannte Cooperativen, welche die Lebens mittel für ihre Mitglieder zu verbilligten Preisen verkauften. Für die Entwicklung von Coop in der Schweiz ist speziell hervorzuheben, dass die Genossenschaften nicht nur als Selbsthilfe organisationen in Arbeiterkreisen entstanden, sondern auch von bürgerlichen Kreisen (Philanthropen) gegründet wurden.
Der Konsum-Verein Netstal wurde im Jahre 1864 gegründet. Alt Nationalrat Christian Meier schrieb im Jahre 1942 im Geleitwort zur Eröffnung des neuen Ladens: „Wir Netstaler Genossenschafter dürfen nämlich als die ersten Pioniere der Schweizerischen Genossenschaftsbewegung sehr stolz sein“. Im heutigen Gebäude an der Kantonstrasse vis-à-vis der alten Post verkauft im Parterre ein türkischer Ladenbesitzer orientalischen Krimskrams, unter anderem auch Gemüse. Die weiteren Stockwerke dienen als Wohnungen. Vom Fresko ist nichts mehr zu sehen. Wirklich schade!
Mit der Eröffnung des Einkaufszentrums "Wiggispark" in den Gebäuden der ehemaligen Textilfirma Stoffel 1994 hat der Coop den Standort mitten im Dorf aufgegeben und ist ins Einkaufszentrum gezügelt.
Filiale des Konsum-Vereins beim Volksgarten
Text und Bilder von Jakob Kubli
Seit dem Zweiten Weltkrieg begann infolge der Industralisierung die Bevölkerung stetig zu wachsen. Der Dorfkern wurde in der Folge verdichtet und in östlicher, südlicher und nördlicher Richtung sind neue Quartiere entstanden. Mit der Schaffung eines Bau- und Kanalisationsreglementes wurden die Voraussetzungen
geschaffen, um die Überbauung der Matt – eine Fläche von rund 32 000 Quadratmetern von der Löntschbrücke bis zum Weiler Leuzingen – in die Hand zu nehmen. Die Gemeindeversammlung stimmte im Jahre 1945 diesem Vorhaben zu.
Handels- und Gewerbebetriebe wurden im neuen Mattquartier nicht zugelassen. Um den Bewohnern des Neubauquartiers die Möglichkeit zu geben, die Einkäufe des täglichen Bedarfs in der Nähe tätigen zu können, eröffnete der Konsum-Verein Netstal zum Hauptladen an der Landstrasse südlich des Volksgartens in einem
ehemaligen Wohnhaus eine Filiale. Nach anfänglichem erfreulichem Geschäftsgang ging der Umsatz mit dem Aufkommen von Einkaufszentren von Jahr zu Jahr zurück. Schliesslich musste die Konsum-Filiale geschlossen werden.
Mit dem Verkauf und dem Abbruch der Eisengiesserei Fondel im Jahre 1992 ist unter anderem auch die Konsum-Filiale abgebrochen worden. Das Fondel-Areal ist in den Neunziger Jahren zweckmässig überbaut worden. Für 3,88 Millionen Franken erhielt Netstal einen modernen Werkhof und für 470 00 Franken wurde die Tiefgarage in öffentliche Schutzräume umfunktioniert. Die Bachhoschet AG erstellte auf dem übrigen Gelände eine Wohnsiedlung mit 28 Eigentumswohnungen.