"Geissrippi" - woher und warum dieser Übername?

Text und Bild von Hans Speck

Ziegen beim Heimkehren
Ziegen beim Heimkehren

   

Obwohl wir Netstaler uns verwaltungstechnisch seit dem 1. Januar 2011 in den Schoss der neuen Einheitsgemeinde Glarus gelegt haben, heisst das noch lange nicht, dass wir uns künftig ultimativ als Glarner – sind wir ja sowieso - Glaruser oder weiss Gott wie nennen müssen. Und wenn der Teufel auf Stelzen daher kommt, ein Netschteler bleibt ein Netschteler. Basta! Zugegeben, hie und da halt etwas bockig, wie Geissen eben sind, lassen wir uns von den lieben Nachbarn im Süden nicht einfach dreinreden oder gar in eine Ecke drängen. Vielleicht darum oder gerade deswegen nennt man das muntere Völklein am Fusse des trotzigen Wiggis "Geissrippi“. Bringen wir etwas Licht in dieses Dunkel. Woher stammt eigentlich dieser Übername? Nachstehend ein Erklärungsversuch:

 

Wie wichtig die "Kuh des kleinen Mannes“ im Industriedorf war, zeigt der nachstehende Vorfall, welcher sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts ereignet haben soll. Von Anhängern eines fortschrittlichen Forstwesens wurde gegen die Ziegenherden Sturm gelaufen. Sie würden dem Lande mehr schaden als fremde Kriegsheere, orakelten einige Miesmacher. Wenn es Einem gelänge, diese Herde abzuschaffen, dem müsste man wie Konrad Escher von der Linth als nationalem Wohltäter ein Denkmal setzen. Nach dem Beispiel Biltens hob Netstal im Jahre 1852 tatsächlich an einer schwach besuchten Gemeindeversammlung die Ziegenherde auf. Darüber entstand ein "Bürgerkrieg“, der bis in den Herbst hinein dauerte und mit einem Sieg der Ziegenbesitzer endete. An der Gemeindeversammlung konnte jedoch erst ruhig beraten und entschieden werden, als der Landammann und der Ratsweibel den Verhandlungen beiwohnten. Für den Spott hatten daraufhin die Netschteler nicht zu sorgen. An der folgenden Fasnacht kam die Karnevalsgesellschaft "Sibiria“ aus Glarus, der nebenbei auch Netschteler angehörten, mit einem Wagen voll Geissen ins Dorf gefahren. Auf dem Kirchenplatz wurde von einem Allerweltsklugen eine grosse Rede gehalten und hernach das vermutlich von dem im Bühlhof wohnhaften Dr. med. Josua Elmer verfasste "Geissen-Lied“ angestimmt. Man behauptet, dass just an dieser Veranstaltung der Spitzname "Geissrippi“ entstanden sein soll.

 

„Hoioh“ war der letzte Geisshirte. Zu erwähnen ist noch, dass es vor Jahren noch eine "Geissen-Korporation Netstal“ gab. Diese wurde im Jahre 1956 aufgelöst. Aus dieser Zeit existiert aber noch ein Protokollbuch. Diesem ist zu entnehmen, dass als letzter Geisshirt Heinrich Heimgartner, wohnhaft in der Risi, amtete. Ältere Netstaler Semester erinnern sich bestimmt noch an den "Hoiho“. So wurde nämlich unser lieber Heiri liebevoll von Gross und Klein genannt. Im Protokoll vom 2. April 1955 kann man den folgenden Passus lesen: „Ein Mitglied stellt den Antrag, man solle dem Geisser beibringen, dass er eine halbe Stunde vor Schulanfang ausfahren soll, damit ihm die Kinder noch die Ziegen an die Strasse bringen können. Der Antrag wird einstimmig angenommen.“

 

Im Jahre 1981 versuchten einige angefressene Geissenhalter eine Neugründung der Geisshirti. So kamen ein paar Jahre lang von drei bis sechs Ziegenhaltern wieder zwanzig bis dreissig Tiere zusammen, die gemeinsam gehirtet wurden. Nachdem aber in der Stotzigwaldrisi ein paar Geissen von einem Steinschlag getötet worden waren, gab man die Geisshirti endgültig auf.

 

Mehr Informationen zu den Netstaler Geissen: bitte hier klicken.

 

 

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