von Hans Speck
Jakob Kubli, alias "Chüpferi Schaag“, war in jungen Jahren ein kühner Bergsteiger und Draufgänger. Er war ein versierter Giessermeister, hatte immer, soweit ich mich noch als Kind erinnern kann, ein russgeschwärztes Gesicht, kohlenrabenschwarze Hände und zusätzlich den Kopf eines Eisenschädels. Kein Wunder, seinen Knochenjob verrichtete der eher introvertierte, grundehrliche Mann täglich hinter rauchenden und glühenden Giessformen. Nach Feierabend genehmigte er sich oft und zu Recht gerne ein kühles Bierchen. So geschah es auch eines Tages im Restaurant Rathaus. Die Beiz war praktisch bis auf den letzten Stuhl besetzt. Einzig ein Platz am Tisch, wo unter anderen auch der Netstaler Bademeister Hermann sass, blieb noch frei. Nun wussten einige Eingeweihte, dass das Verhältnis zwischen dem Exil-Bajuwaren Hermann und dem "Chüpferi Schaag" nicht unbedingt das beste war. Wie dem auch sei. Der "Chüpferi" setzte sich vis-à-vis seines Kontrahenten und musterte diesen mit listigen Äuglein. Es ging dann auch nicht lange und schon wurden die ersten verbalen Attacken abgeschossen. Nach einigem Hin und Her fasste der "Chüpferi" allen Mut und sprach zum völlig überraschten und perplexen Netstaler Bademeister: „Herman Daniel, ich säg dr jetz emal öppis. Ich bi e Schwiizer, du aber e Schweizer.“ Damit wollte unser lieber "Chüpferi" ein für alle Mal klar machen, dass er mit all den Papierschweizern, die sich für wenig Geld den Schweizer Pass kaufen konnten, überhaupt nichts anfangen konnte.