Mit meiner fünften Klasse weilte ich anfangs Juni jeweils für eine Woche im Klassenlager auf der Alp Ämpächli in Elm in einem Skihaus. Wie immer hatten wir vorgängig in der Schule die Menüs, den Ablauf und die Regeln im Lager besprochen. Diese Woche war für viele Kinder der Höhepunkt der fünften Klasse.
Meine Frau kochte in der gut eingerichteten Küche die Speisen, die die Kinder ausgewählt hatten. Die Ämtchen waren verteilt und jedes Kind wusste, wann es wo zu helfen oder welche Arbeiten es zu verrichten hatte.
Am Donnerstag hatte ich mir für den Abend etwas Spezielles ausgedacht. Auf die Idee brachte mich der grosse Gong aus Metall, der im Gang an der Wand hing. Weil er durchs ganze Haus dröhnte, betätigte ich ihn, wenn sich alle im Aufenthaltsraum versammeln mussten, sei es zum Essen oder zu einer gemeinsamen Arbeit. Selbst in der näheren Umgebung des Hauses war er zu hören.
So wollte ich am Donnerstag um Mitternacht eine Geisterstunde veranstalten. Dazu brauchte ich Helfer. Die Knaben hausten in zwei Zimmern und die Mädchen hatten in einem Zimmer Platz. Fünf Knaben des einen Zimmers weihte ich in meinen Plan ein. Alle waren sehr begeistert und die Fantasie kannte keine Grenzen. So planten wir ein festes Szenario der Geisterstunde.
Die «Geisterknaben» gingen wie alle anderen ins Bett. Um halb zwölf weckte ich sie. Ein Knabe liess sich nicht wecken. Er versetzte mir einen Tritt, sodass ich es bleiben liess, ihn zu wecken. Punkt zwölf Uhr betätigte ich den Gong, der durch das ganze Haus dröhnte. Doch nichts regte sich. Dann schlurften wir sieben Mal ums Haus und heulten kräftig. Keine Reaktion. Hierauf stiegen wir auf die Terrasse und hielten die an Dachlatten befestigten Masken vor die Zimmerfenster der Schlafenden und beleuchteten sie mit Taschenlampen. Dazu rasselten wir mit Besteck in Büchsen und machten einen Heidenlärm. Wiederum keine Reaktion. Nun polterten wir die Treppe hinauf und schlugen mit den Handflächen an die Zimmertüren. Die Knaben schliefen weiter aber einen kleinen Teilerfolg konnten wir verbuchen, weil die Mädchen erwachten und keine Ahnung hatten, was hier vorging. Als wir lachend alles erzählten, mussten auch sie lachen. Die Knaben im Zimmer daneben hingegen schliefen weiter wie die Murmeltiere im Winter.
Zimmerweise kamen alle zum Frühstück. Zuletzt erschienen die Knaben aus dem Zimmer, in dem man von allem nichts mitbekommen hatte. Weil alle im Essraum lachten, schauten sie sich an und fragten, was denn so lustig an ihnen sei. Nun wurde die Geschichte aufgetischt. Nicht nur wir mussten zugeben, dass wir enttäuscht waren, weil wir mit dem Geistern keinen Erfolg gehabt hatten. Auch die Schläfer konnten kaum fassen, dass sie nichts mitbekommen hatten. Schlussendlich mussten alle darüber lachen. Meine Frau und ich wussten nun, dass wir, wenn die Kinder eine gewisse Zeit im Bett waren, mit Lärmen niemanden wecken konnten.