Warum eine Strasse in der italienischen Gemeinde Lestans «Via Glarona» heisst

In den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts wanderten die Brüder Alceo und Albano Bonutto aus Lestans aus der italienischen Provinz Friaul aus und kamen nach Netstal, wo sie in der Firma Stöckli Arbeit als Fabrik-Spengler fanden. Hier lernten sie auch ihre Frauen, ebenfalls italienischer Herkunft, kennen und gründeten eine Familie. Ihr friedliches Zusammenleben in der Schweiz erfuhr durch eine Hiobsbotschaft aus ihrer Heimat eine nachhaltige Veränderung.

 

Im Jahre 1976 wurde die Provinz Friaul durch ein starkes Erdbeben erschüttert, welches grossen Schaden anrichtete und fast tausend Tote forderte. Da die beiden Bonutto-Brüder Angehörige in Lestans hatten und keine Verbindung zu ihnen möglich war, setzten sie sich ins Auto und fuhren in ihren Heimatort, um dort Hilfe zu leisten. Für die vielen Obdachlosen wurde schnell eine Zeltstadt aufgebaut.

 

Wieder zuhause organisierten sie Sammlungen und Anlässe, die Geld für den Wiederaufbau der Gemeinde einbrachten. Schulen, Vereine, Firmen, das italienische Konsulat in Zürich und viele mehr unterstützten die Sammlungen.

 

So stellte zum Beispiel der damalige katholische Pfarrer die Unterkirche in Netstal für ein Benefiz-Spaghetti-Fest zur Verfügung. Mit dem gesammelten Geld fuhren Alceo und Albano Bonutto im Auto nach Lestans und lieferten es beim Gemeindeoberhaupt ab. Aus dem Geld konnte ein Kindergarten gebaut werden.

 

In der Gemeinde wurde diskutiert, was man zur Erinnerung für die Spenden tun könnte. Es wurde die Idee geboren, eine Strasse in Lestans «Via Svizzera» zu nennen. Weil das meiste Geld aus dem Glarnerland stammte, bestimmte man aber, dass die Strasse «Via Glarona» heissen sollte.

 

Zur Eröffnungsfeier des Kindergartens fuhren die Bonuttos mit einigen Freunden, Mitwirkenden und Sponsoren mit einem Car nach Lestans.

 

So erinnert heute noch die Strassentafel in Lestans an das Unglück und die Solidarität der Bevölkerung im Glarnerland.

 

 

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