Chräberg und Obloch - ehem. Netstaler Liegenschaften

Der Chräberg

Koordinaten 723647 214514
Koordinaten 723647 214514

Wenn man vom Schlatt aus auf der rechten Seite des Schlattbaches den Bergweg Richtung Fronalp aufsteigt, gelangt man auf den "Chräberg". Diese Alpwiese mit Wohnhaus und zwei Ställen gehörte der Gemeinde Netstal. Heute nach der Gemeindefusion muss der Pächter seinen Zins der Gemeinde Glarus abliefern, obwohl das Gut in den Huben von Mollis, heute Glarus Nord, liegt. Der Schlattbach bildet an dieser Stelle die Grenze zwischen Glarus und Glarus Nord. Der Name "Chräberg" geht wahrscheinlich auf ein früheres Jagdgebiet zurück.

 

Chräberg Haus und Stall
Chräberg Haus und Stall

 

Schlüsselblumen vom Chräberg

Pia Hegner-Keller

 

Auf der rechten Seite der Linth erhebt sich über dem Dorf Netstal ein mit grossen abgeschliffenen Steinen durchsetztes hügeliges Gelände – der Schlatt. Wenn man den hinteren Schlatt durchquert und dem Weg aufwärts folgt, erreicht man eine kleine Hochebene, den Chräberg, der seinem Namen durchaus Ehre macht, ist er doch die Hochburg einer grossen Krähengesellschaft.

 

Im April waren dort die Wiesen mit Millionen von Schlüsselblumen übersät, ein hellgelber Teppich, über dem ein feiner Duft schwebte.Der Föhn stürmte durchs Tal, trieb schwarze Wolken vor sich her, die ab und zu blauen Himmel durchscheinen liessen. Bald würde das Wetter umschlagen – wenn ich die Schlüsselblumen noch sehen wollte, war es höchste Zeit. Wir Glarner wissen ja: «wänn dr Füh zämäkiit, chunnts gu rägnä.» Leider hatte ich kein Kind dazu bewegen können, mit mir auf den Chräberg zu kommen, also machte ich mich nach der Schule allein auf den Weg, nachdem ich den Thek vor unserer Haustüre deponiert hatte. Rasch stieg ich das schmale Ziegenweglein zum Schlatt hinauf, rannte über die Ebene, überquerte den Bach und bog in den Waldweg ein. Pötzlich tauchten zwei Forstleute auf, die mir höchst ungelegen kamen; stellten Erwachsene doch immer unbequeme Fragen, wie «Was häsch du da verlorä?» oder «Weiss dini Mueter wo du bisch?» Diesen beiden schien es offenbar völlig normal zu sein, dass sich eine zehnjährige allein auf dem Schlatt herumtrieib. Nachdem ich den steilen Stutz überwunden hatte, breitete sich vor mir ein gelbes Meer von Schlüsselblumen aus. Ich legte mich auf den Rücken, mitten in die Blumen, und sog das feine Parfum ein, das in der Luft lag. In den Tannen heulte der Föhn, und von den noch kahlen Buchen erhoben sich ärgerlich krächzende Krähen – wer konnte es wagen, in ihr Reich einzudringen! Ich spähte hinüber zu dem kleinen Bauernhof. Nichts rührte sich, wie verlassen lagen Haus und Stall da. Unversehens erfasste mich eine seltsame Beklemmung: Was wäre, wenn die Bauernfamilie gar nicht mehr hier wohnte, und sich Räuber im Haus eingenistet hätten? Bestimmt werden sie mich längst entdeckt haben! Jetzt nur möglichst arglos wirken! Rasch raffte ich einen grossen Strauss Schlüsseli zusammen, möglichst nahe am Talweg. Dabei rechnete ich mir aus, dass ich wohl schneller wäre, sollte mich ein Räuber verfolgen. Rasch stürmte ich talwärts. Unterhalb des Weges kam mir Bauer Leuzinger mit seinem Pferd entgegen. Erleichtert atmete ich auf. Also doch keine Räubergeschichte!

 

«Wo warst du so lange?» empfing mich meine Mutter vorwurfsvoll. «Schlüsseli suchen» gab ich zur Antwort, aber wo, verschwieg ich wohlweislich.

 

Quelle: Forum 1/23

 

 

 

Das Obloch

Koordinaten 723952 214265
Koordinaten 723952 214265

Eine weitere Liegenschaft von Netstal liegt noch 200 Meter höher als der Chräberg, das "Obloch". Erreicht werden kann dieses Gut zu Fuss über einen Bergweg vom Chräberg aus oder auf einem Fahrsträsschen von der Kalkfabrik über Gründen. Auch auf dieser Liegenschaft stehen zwei Ställe und ein Wohnhaus. Heute weiden manchmal Kälber auf der Wiese, und im Sommer füllt der Pächter von diesem zum Teil recht steilen Gelände seinen Heuvorrat auf.

 

Stall auf Obloch
Stall auf Obloch
Wohnhaus und Stall
Wohnhaus und Stall